Orgel als Geschichtetes

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Siehe dazu: Christoph BOSSERT: Orgel als Geschichtetes. In: Musik und Kirche Jg. 67, Kassel 1997, S. 111-116.

A Wiewohl immer wieder Stilformen wie der Typus der Schnitger- Silbermann- oder der Hildebrandtorgel in Repliken Nachahmung im Sinne einer stilistischen Typisierung erfahren, so muss doch stets hinterfragt werden, ob etwas wie eine ’stilreine’ Orgel überhaupt existiert – warum? In der Geschichte des Orgelbaus spielen die Wanderjahre der Orgelbau-Gesellen eine wesentliche Rolle: Über die unterschiedlichen Meister, bei denen ein Geselle während seiner Wanderjahre einkehrte, führte der Geselle ein Wanderbuch. Je mehr unterschiedliche Meister dem Gesellen dessen Können attestierten, desto besser waren die späteren Berufsaussichten. Wenn aus dem Gesellen dann selbst ein Meister wurde, so verschmolzen in seiner Kunst dann nicht selten die zuvor Erworbenen unterschiedlichen Stilismen.

B Orgelbauer haben oftmals an Instrumenten, wie sie sich ihnen überliefert haben, Veränderungen als Umbauten oder Zubauten vorgenommen. In der heutigen Denkmalpflege firmiert dies unter dem Begriff ›gewachsener Bestand‹. Genau hier beginnt zugleich das, was Bossert in der stilistischen Konsequenz ›Orgel als Geschichtetes‹ nennt: Aus unterschiedlichen Epochen generiert sich Geschichte; hieraus entspringen zwei Perspektiven:

a An einer Orgel haben unterschiedliche Orgelbauer gewirkt, woraus nun der gewachsene Bestand zu ›Orgel als Geschichtetes‹ führt.

bIn einer Orgel wurden von nur einem Orgelbauer ganz bewusst unterschiedliche geschichtliche Perspektiven versammelt.

Beispiele:

CB