Vogler, Georg Joseph, Abbé Vogler
Georg Joseph Vogler, genannt Abbé Vogler, wurde 1749 in Würzburg als jüngster Sohn des Geigenmachers Johann Georg Vogler geboren und besuchte dort das Gymnasium und Lyceum der Jesuiten. Schon sehr früh war Vogler ein hervorragender Clavier- und Orgelspieler. Er studierte in Würzburg und Bamberg Jura (Jura: weltliches Recht und Kirchenrecht) sowie Theologie. 1771 wurde Vogler als an den Mannheimer Hof unter Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz berufen und dort 1772 als Hofkaplan eingesetzt. Nach einer Studienreise von 1773-1775 nach Italien (Stipendium) kehrte er nach Mannheim zurück, wo er 1776 zum Churpfälzischen Geistlichen Rat ernannt wurde. Ebenso avancierte zum Vizekapellmeister der kurpfälzischen Hofkapelle und war damit für den gesamten kirchenmusikalischen Bereich zuständig. Im Jahr 1776 darüber hinaus gründete er im selben Jahr eine Kurpfälzische Tonschule (»Mannheimer Tonschule«).
Auch nach dem Wegzug des Hofes 1778 nach München blieb Vogler zunächst in Mannheim. Obwohl er 1784-1786 nochmals als Pfalzbayrischer Hofkapellmeister in München und 1786–1799 als Hofkapellmeister und Hofkomponist in Stockholm unter König Gustav III. unternahm er seit Ende 1787 ausgedehnte Konzert- und Forschungsreisen, die ihn durch ganz Europa, Russland bis nach Portugal und Nordafrika führten. Berühmt wurde er vor allem als Virtuose mit seinen programmatischen Orgelkonzerten. Vogler hat hier nicht selten bis zu tausend Zuhörer. Zu seinen Kritikern zählen u. a. J. N. Forkel und W. A. Mozart.
1807 berief Großherzog Ludwig I. von Hessen Darmstadt Vogler in seine Residenz, wo dieser – von einigen kürzeren Aufenthalten in München und Wien abgesehen – wieder sesshaft wurde. Zu seinem Schülerkreis zählten u. a. Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer. Vogler starb am 6. Mai 1814 in Darmstadt.
Voglers kompositorisches Schaffen umfasst Werke aller Gattungen von der Oper und feierlicher Kirchenmusik über Orchesterwerke bis zur Kammermusik und Orgelmusik (32 Praeludien für Orgel oder Klavier, 1806). Zu den 32 Praeludien legte Vogler eine Analye vor (›Zergliederung‹). In zahlreichen Schriften entwickelte Vogler seine Gedanken zu Musiktheorie und Orgelbau. Sein Beitrag zum Orgelbau ist insbesondere sein sogennantes ›Simplifikationssystem‹: Joseph Georg Vogler, Systhême de simplification pour les orgues par l’ abbé Vogler; 1798 (siehe Simplifikationssystem).
Die Linie Vogler-Walcker-Reger
Über Abbé Vogler kommt Walcker mit dem ›Simplifikationssystem‹ und ganz neuen Ideen, mit der Orgel umzugehen, in Berührung. Voglers Gewitterimprovisationen waren berühmt – dabei geht es um völlig andere Klanglichkeiten als beispielsweise in der barocken Literatur. Über Vogler lernteWalcker auch die prinzipielle Unterscheidung zwischen Principal-, Flöten- und Streicherchor und auch – noch einmal bedeutend hervorgehoben – die Idee des Orchester-Crescendo kennen, wie es das Mannheimer Crescendo in die Musikgeschichte eingebracht hat. Jedoch wird die Würzburger Schule einer der Klangstile gewesen sein, die weit vor der Mannheimer Schule bereits auf der Orgel crescendierende Wirkungen möglich machte.
Walcker errichtete 1863 eine große Orgel in der Marktkirche Wiesbaden. Max Reger studierte ab 1890 am Konservatorium inWiesbaden bei Hugo Riemann. RegersWiesbadener Zeit reicht von 1890 bis 1898. Es ist davon auszugehen, dass diese Walcker-Orgel für das Orgel-Klangdenken Regers grundlegend war.
Quellen:
Bärbel PELKER, Rüdiger THOMSEN-FÜRST (Hrsg.): Georg Joseph Vogler (1749–1814). Materialien zu Leben und Werk. Band 1. PL Academic Research, Frankfurt am Main 2016, S. 59–61.
Christian FASTL, Art. »Vogler, Georg Joseph (Abbé Vogler)«. In: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf FLOTZINGER, hrsg. von Barbara BOISITS (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am 5.3.2023), Link,CC BY-NC-SA 3.0 AT.
Georg Joseph VOGLER (Abbé Vogler): 32 Prelude pour l’ Orgue ou Pianoforte, Carus-Verlag 18.072, Stuttgart 2008, Vorwort.
Ludwig FRÄNKEL: »Vogler, Georg Joseph« in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 169-178