Unterscheidliche
Register wie Gedackt 8', Quintatön 8' und Viola di Gamba 8' wie auch Gemshorn 8' oder Flaut major 8' sind Klangfarben, wie sie sich im deutschen – nicht im italienischen und außer Gedackt auch nicht im spanischen oder französischen – Sprachraum herausgebildet haben. Bereits in Orgeln von Vest 1672 in Hermannstadt / Sibiu (Siebenbürgen, heute Rumänien), Mundt 1673 in Prag, Teynkirche oder Schleich 1685 in Amorbach klingen je fünf labiale 8'-Register im Hauptwerk. In der Wender-Orgel 1703 in Arnstadt findet man bei zehn Register des Hauptwerks fünf labiale 8'-Register sowie Trompete 8'. 1739 baut der aus Erfurt stammende Wiegleb in der Hofkirche in Ansbach sechs labiale 8'-Register sowie Trompete 8' und Oboe d’amour im Hauptwerk seiner dreimanualigen Orgel. Die Reihenfolge Gedackt 8', Quintatön 8', Viola di Gamba 8', Gemshorn 8', Flaut major 8' bestimmt die Prioritätenfolge der Unterscheidlichen.
Weitere Differenzierungen findet man insbesondere bei Trost in Waltershausen (1730 / 1755) und Altenburg (1739). Er setzt in beiden Orgeln vier verschiedenen Flötenregister in das Oberwerk. Auf solche Phänomene bezieht sich bei Agricola das Wort von der fremden Wirkung (Glossar: Fremde Wirkung).
Durch das Phänomen der Unterscheidlichen wird insbesondere Mittel- und Süddeutschland charakterisiert, wobei Gottfried Silbermann hierbei ausgenommen bleibt, da er das, was er als Streicherregister Viola di Gamba benennt, dem Gemshorn sehr ähnlich ist und allenfalls in Silbermanns sehr großen Orgeln disponiert ist.