Tempus perfectum

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Tempus = Zeit; perfectum = vollkommen ist ausschließlich ein Attribut, das Gott zukommt. Dabei gilt der Satz: Gott hat alles geordnet nach Maß, Zahl und Gewicht (Weisheit 11, 21). Demgemäß ergab sich für geistliche Musik seit dem Spätmittelalter anhand der Unterscheidung zwischen drei- und zweizeitigem Metrum die Unterscheidung zwischen Tempus perfectum (dreizeitiges Metrum) und Tempus imperfectum (zweizeitiges Metrum). Für die Mensuralnotation ergab sich daraus ein sehr streng gehandhabtes Prinzip der proportio. Unter dem Einfluss der Affektenlehre beobachtet man ab dem 17. Jahrhundert zunehmend zum einen die Relation Tempo / Geschmack, zum anderen das Aufkommen neuer Taktarten anhand immer feinerer Unterteilungen.

Die Zahl 1 ist Sinnbild des UNITAS und gilt seit jeher als weder gerade noch ungerade.

Mystisch gesprochen (Dionys vom Areopag):
Und wähne nicht Widerspruch zwischen dem Ja und dem Nein, denn die Gottheit ist
jenseits allen Ja wie Nein.

Die Verbindung der ersten geraden mit der ersten ungeraden Zahl ist

2 + 3 = 5 vs. 2 × 3 = 6.
Die Zahl 6 = 1+2+3 = 1×2×3 ist der
der erste Numerus perfectus. Dementsprechend wird die Zahl 36 = 6 × 6 Signum perfectionis genannt.

Die Bibel nennt sechs Tage der Schöpfung Gottes. Augustinus philosophiert die Zahl 6 emphatisch. Bis in die Bachzeit bildet der Hexachord die Grundlage des Musiksystems. Zwei Lehrsätze stehen letztlich zueinander in Konkurrenz:

Ut Mi Sol Re Fa La tota Musica et Harmonia aeterna
(J. Heinrich Buttstedt);
Fa Mi et Mi Fa est tota Musica
(J.S.Bach / J. Ph. Kirnberger als Beischrift zum Kanon über den Namen FABER).

Die Weltenorgel von Athanasius Kircher der Musurgia universalis kennt nicht je
…2+3+2+3+2+3…
Obertasten, sondern stets
…3+3+3+3+3+3…
Nur Gott, der Schöpfer, vermag diese Weltenorgel zu spielen.

Weitere Beispielebenen:
J. U. Steigleder, Vater unser im Himmelreich
J. S. Bach, WK I, WK II, Kunst der Fuge
Conclusio zu Frescobaldi – Fischer – Bach

Siehe auch dazu:
Button: Vom Grundsatz her

CB