Schweitzer, Albert

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Aus: Deutsches Albert Schweitzer Zentrum. URL [29.06.2022]:

Albert Schweitzer, geboren am 14. Januar 1875 im elsässischen Kaysersberg als Sohn eines Pfarrers, zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er studierte an der Universität Straßburg Theologie und Philosophie und promovierte in beiden Fachgebieten. Er war als Vikar tätig, erforschte vor allem Leben und Lehre von Jesus und Paulus und wurde Universitätsprofessor für das Neue Testament.

Seine organistischen Fähigkeiten erlangte er schon in seiner Kindheit Jahren und studierte später bei Eugen und Ernst Münch und später bei Charles Marie Widor. Das Werk von Johann Sebastian Bach, ebenso wie der Orgelbau faszinierten ihn. Er gab weltweit Konzerte und publizierte vielfach über Bach. Schweitzer sah in Bach einen Dichter und Maler in Musik, der das Gefühlsmäßige wie das Bildliche mit größtmöglicher Lebendigkeit und Deutlichkeit in dem Material der Töne wiedergab.

Trotz seiner Erfolge gab er seine Universitätslaufbahn auf und studierte ab 1905 Medizin um als Missionsarzt nach Afrika gehen zu können. Ebenso setzte er sich mit seinem Freund Albert Einstein für den Frieden ein. Im Jahr 1913 gründete Albert Schweitzer zusammen mit seiner Frau Helene auf dem Gelände der Pariser Evangelischen Mission in Andende ein Urwaldspital. Schweitzer starb 1965 in Lambarene (Gabun).

Im Jahre 1954 wurde Schweitzer der Nobelpreis verliehen. Seine Nobelpreisrede sowie seinen später gehaltenen Appell an die Menschheit setzte er als Friedensbotschaft ein, um hinsichtlich des atomaren Wettrüstens als Stimme der Vernunft die Welt über die weitreichende Schädigung allen Lebens durch die freigesetzte Radioaktivität aufzuklären sowie um eine Warnung vor den weltumspannenden Folgen eines möglichen Atomkriegs auszusprechen.

Albert SCHWEITZER, Deutsche und Französische Orgelbaukunst und Orgelkunst, Leipzig 1906. In: Internet Archive. URL [26.06.2022].

S. 1: Über das Nichtwissen voneinander.

»Daß die künstlerischen Grenzwälle trotz der Zeichen des Verkehrs existieren, mehr als man meinen sollte, wird mir jedesmal klar, wenn ich mit einem französischen Organisten von deutschen Orgeln und deutscher Orgelkunst, mit einem deutschen von französischen Orgeln und französischer Orgelkunst rede. Es ist mehr als ein totales Nichtwissen um die Verhältnisse drüben, das hier zutage tritt: es ist fast eine Unmöglichkeit, sich beim besten Willen zu verstehen.«

S.17: Maßstab ist die Bachsche Musik.

»Man hat es mir in deutschen Organistenkreisen verschiedentlich übel genommen, daß ich in meinem französischen Buch über Bach behauptete, Bach würde das Ideal seiner Orgel eher in dem von Cavaillè Coll geschaffenen Typus wiederfinden als in unseren Instrumenten. Da ich diese Behauptung auch in den demnächst erscheinenden deutschen und englischen Ausgaben meines Werkes aufrecht erhalte, möchte ich sie hier begründen und zur Diskussion stellen. Maßstab einer jeglichen Orgel, bester und alleiniger Maßstab, ist die Bachsche Orgelmusik.«

S. 28: Forderung eines Rückbezugs:

»Zurück zu den von Bach verlangten polyphonen, nicht orchestralen Orgeln! Feinere Grundstimmen! Harmonische Einheit der Grundstimmen! Weg mit unseren wenigen schreienden Mixturen! Viele und weiche Mixturen!

Wo ist auf unseren Orgeln die Mixturenfamilie auf einem Manual auch nur einigermaßen vollständig vertreten? Unsere II. und III. Klaviere [Manuale] waren lange Zeit von Mixturen entblößt. Langsam kommt man dazu, ihnen auch auf kleinen Orgeln wieder eine Mixtur zuzugestehen. Aber wie lange wird es dauern, bis die richtige Mixturenproportion auf allen Klavieren [Manualen] erreicht ist, bis es zum Dogma erhoben ist, daß eine Orgel desto wahrer, schöner und reicher ist, je mehr schöne feine Mixturen sie hat, daß sie überhaupt davon nie zuviel haben kann und daß auch unsere Schwellkastenklaviere damit geladen sein müssen? Denn die Bachsche Fuge verlangt Homogenität der Klangfarbe auf allen drei Klavieren! Sie ist einfarbig gedacht, wie der Kupferstich.«

Albert Schweitzer, Gesammelte Werke in 5 Bd., hrsg. von Rudolf Grabs, Berlin 1971, Bd. V, S. 453 f.:

»Sicherlich müssen wir die noch vorhandenen alten Orgeln des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts als historische Kleinodien erhalten und möglichst sachgemäß und pietätvoll restaurieren […] Sicherlich müssen wir die Orgeln aus jener Zeit noch viel besser kennenlernen […] Unser Ideal der Orgel ist aber auch durch die Errungenschaften der großen Orgelbaumeister der sieben ersten Jahrzehnte des neunzehnten Jahrhunderts bestimmt. Weiter noch hat es den Forderungen Rechnung zu tragen, die die bedeutenden Orgelkomponisten – die César Franck, die Widor, die Reger und die anderen – in ihren Schöpfungen an die Orgel stellen.«

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