Richter, Johann Paul Friedrich alias Jean Paul
Aus: DeWiki.de - Wiki-Artikel Sammlung. URL [21.02.2023] Jean Paul wurde als Johann Paul Friedrich Richter wurde 1763 in Wunsiedel geboren. Sein Vater war der Lehrer und Organist Johann Christian Christoph Richter, der 1765 Pastor in Joditz im Hofer Land wurde. Die Atmosphäre des protestantischen Landpfarrhauses prägte Jean Pauls Kindheit. Im Jahr 1781 immatrikulierte sich Jean Paul an der Universität Leipzig für ein Theologiestudium, entschied sich aber stattdessen dafür, als Schriftsteller zu arbeiten. Mit seinem 1795 erschienenen Roman Hesperus oder 45 Hundposttage wurde Jean Paul schlagartig berühmt. Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wilhelm Ludwig Gleim lobten das Werk außerordentlich, während Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller an dem Roman keinen Gefallen fanden. Höhen und Tiefen wechselten in Jean Pauls Leben. Sein literarisches Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Die von ihm gewählte Namensänderung in Jean Paul geht auf seine große Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau zurück. Er starb 1825 in Bayreuth.
Aus: Jean PAUL: Kleine Nachschule der Ästhetik (1825), Werke. Band 5, München 1959-1963, S. 457-459. Permalink Abruf: 25.02.2023, Lizenz: gemeinfrei.
Auf den Seiten 466-468 in Kap. V. Programm, Über die romantische Dichtkunst schreibt Jean Paul in §7 Über das Romantische außerhalb der Poesie.
So sei z. B. die Musik
»romantische Poesie durch das Ohr. Diese als das Schöne ohne Begrenzung wird weniger von dem Auge vorgespiegelt, dessen Grenzen sich nicht so unbestimmbar wie die eines sterbenden Tons verlieren. Keine Farbe ist so romantisch als ein Ton, schon weil man nur bei dem Sterben des letztern, nicht der erstern gegenwärtig ist, und weil ein Ton nie allein, sondern immer dreifaltig tönt, gleichsam die Romantik der Zukunft und der Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzend. Daher ruft unter den geschlagnen Instrumenten die Glocke am meisten die romantischen Geister herbei, weil ihr Ton am längsten lebt und stirbt; dann kommt die [Glas-]Harmonika unter den gestrichnen, und darauf unter den geblasenen das Waldhorn und die Orgel; und bei dieser wieder ziehen uns die Töne des Pedals tiefer ins romantische Abendreich hinein als die Töne des Diskants.«