Pars major vs. Pars minor

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Die Terminologie der Unterscheidung zwischen Pars major und Pars minor basiert auf zum einen auf einer prinzipiellen strukturellen Erwägung zum Phänomen Orgel, zum andern auf Beobachtungen, wie Orgelbauer im Barock in Süd- und Mitteldeutschland das Verhältnis zweier Manualwerke definiert haben.

Die prinzipielle strukturelle Erwägung ist die einer möglichst allgemeinen Definition des Instrumentes Orgel anhand der beiden Aspekte Komplexität und Skalierung. Unter dem Aspekt der Komplexität sind dann sämtliche Arten von Wechselwirkung berührt, die sich in einer Orgel gegenseitig bedingen. Der Aspekt der Skalierung hingegen gibt allem eine Richtung, wobei hierfür jeweils ein Gegensatz und Abstufungen an Graden von Gegensatz der Gegenstand ist. Beispiele hierfür sind: Töne, geteilt in tiefere / höhere; Mensuren, geteilt in weitere und engere; Klänge, geteilt in schärfere und weichere, hellere und dunklere etc.

Beobachtungen, wie Orgelbauer im Barock in Süd- und Mitteldeutschland das Verhältnis zweier Manualwerke definiert haben, zeigen einen klaren Unterschied gegenüber Norddeutschland. Während im Norden der Gegensatz der Werke als sog. ‚Werkprinzip‘ vorherrscht, indem sich Hauptwerk, Rückpositiv, Brustwerk und Oberwerk aufgrund räumlicher Distanzen sowie anhand bewußt verschiedenartiger klanglicher Funktion vom Kontrastmoment her verstehen, rückt gegen Süden hin das korrelierende Prinzip in den Vordergrund. An Instrumenten wie Arnstadt (Wender 1703) und Bad Wimpfen (Ehrlich 1748) wird ersichtlich, dass der labiale 8′-Fundus der Unterscheidlichen des Hauptwerks mit dem labialen 4′-Fundus im Brustpositiv bzw. Hinterwerk klanglich korreliert. Aus dem Prinzip der Korrelation ergibt sich beispielsweise in Arnstadt auch das Wechselverhältnis von 6′ im Hauptwerk und 3′ im Brustpositiv oder von Trompete 8′ zu Sesquialtera. In Bad Wimpfen ergeben sich zwischen Haupt- und Hinterwerk zusätzlich zur Korrelation 8′ vs. 4′ die von Cornet 3f (hier: terzlose Cymbel) vs. 1 1/2′ sowie Mixtur 5-4f mit Terz 3 1/5′ ab c′ vs. Mixtur 3f mit Terz 1 3/5′ ab c′.

Um derartige Korrelationen anhand eines Begriffs beschreiben zu können, bietet sich die Terminologie ›Pars major vs. Pars minor‹ an. An diesem Begriff partizipiert das Grundverständnis des Instrumentes Orgel insofern, als anhand der Terminologie ›Pars major vs. Pars minor‹ sowohl der Aspekt der Komplexität als auch der Aspekt der Skalierung impliziert ist.

CB