Key-Sound

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Unter Key-Sound versteht Bossert den innerhalb eines Registerverbunds dominierenden und damit primären Klangeindruck des darin am charakteristischsten hervortretenden Registers.

A Das klassische Ripieno Italiens, die Mixtur oder Cimbel in Deutschland sowie das Plein Jeu Frankreichs ist ein Key-Sound. Allerdings kann die Leuchtkraft, die hier den Schlüssel darstellt, durch nichts anderes mehr überboten werden.

B Andere Key-Sounds wie beispielsweise die Hautbois oder Vox humana, der Quintadena oder einer Aliquot bzw. mehrerer Aliquoten können folgender Beobachtung unterzogen werden:

a Welche Register und wie viele ihrer Art können hinzutreten, ohne den Primärklang zu verlieren bzw. zu übertönen?

b Ab wann wird ein anfänglicher Key-Sound überdeckt und durch einen neuen Key-Sound ersetzt? In französisch-sinfonischen Registrierungen gilt: Die Hautbois färbt im Echo den Fond dominierend ein; treten nun kontinuierlich anwachsend (crescendierend) Cromorne, Trompette, Cornet und Clairon hinzu, so bleibt der Key-Sound der Hautbois in der Klangidentität eines Cromorne, einer Trompette, eines Cornet und Clairon erhalten, da sie die gleichen Formanten ausbilden wie eingangs die Hautbois.

Die Beobachtung, einen Key-Sound anwachsen zu lassen, wurzelt in der Wahrnehmung korrelierender Formanten und dem Ausschluss solcher, die das Gefüge stören.

c Ist vom Spaltklang die Rede, so tritt ein Kontrastmoment an die Stelle der soeben beschriebenen Korrelation verwandter Formanten.

C In romantischen Registrierungen ist das durch Abregistrieren bewirkte Diminuendo eine häufig anzutreffende Praxis. Soll dies möglichst bruchlos gelingen, so müssen die dominierenden Helligkeitsgrade in jeder gegeben Lage überführt werden können in ein Weniger an Helligkeit, was mit einer Reduktion an Masse einhergeht. Hilfreich erscheint folgende Übung: Die Ausgangsregistrierung sei ein Grundstimmenplenum zu 8’ und 4’. Damit ist in beiden Lagen Hell und Dunkel sowie schärfer und weicher sowie fülliger und schlanker sowie anhand von Quintatön der Grad an Farbigkeit organisiert. In jedem Grad der Abstufungen, die hieraus resultieren, wird stets ein Register als das jeweils Stärkste wahrgenommen werden können. Dieses jeweils stärkste Register gilt es mittels Übung immer besser ermitteln zu können und damit ein weitgehend bruchloses Registerdiminuendo erzielen zu können.

D Ein kontinuierliches Crescendo gelingt dann, wenn man die Erfahrung des Registerdiminuendo nun in genau umgekehrter Abfolge als allmähliche Aufhellung und Verdickung anwendet. In jedem dieser Schritte wird ein neu gezogenes Register entweder aufhellend wahrgenommen oder, indem Register tieferer Lage hinzutretend, auffüllend und verdickend wahrgenommen. In derartigen Verläufen gilt es, das Ohr nicht zu überfordern, sondern mit gutem Kalkül bedachtsam Schritt um Schritt innerlich nachzuvollziehen.

CB