Hohenlohe

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Das Kernland der Grafen zu Hohenlohe erstreckt sich im heutigen Nordwürttemberg und Teilen des Frankenlandes. Die Hauptresidenz war Öhringen. Wichtige weitere Residenzen sind Langenburg, Weikersheim, Waldenburg oder Schillingsfürst. Sie sind insbesondere auch musikalisch von Interesse: Öhringen, Weikersheim und Langenburg stehen in Verbindung mit der Bach-Familie, Schillingsfürst mit Franz Liszt.

Die Grafen von Hohenlohe waren seit 1631 die Erbnachfolger der Grafen von Gleichen mit Hauptsitz Ohrdruf in der oberen Grafschaft Gleichen. Als die Gleichen keine Nachkommen hatten, fiel angesichts ihrer beiden Ideale Reformation und Bildung ihre Wahl für Obergleichen auf die Grafen zu Hohenlohe. Da Johann Christoph Bach (1671–1721) bis zu seinem Tode Organist in Ohrdruf war und da er der älteste Bruder von Johann Sebastian Bach ist, bei dem der 17 Jahre jüngere lernt, sind die Hohenlohe eng mit der Biographie von J. S. Bach verknüpft. Mitglieder aus drei Nachkommengenerationen von Johann Christoph Bach erhalten später Anstellungen in Hohenlohischen Residenzen. Besondere Bedeutung kommt dabei Johann Heinrich Bach zu: Nach dem Tode seines Vaters 1721 nimmt ihn J. S. Bach bei sich auf. In Leipzig wird er ab 1723 zu einem seiner Hauptkopisten. Später ist er von 1732 bis 1783 ein halbes Jahrhundert lang Kantor und Lehrer an der deutschen Schule in der hohenlohischen Hauptresidenz Öhringen. Geht man davon aus, dass er anhand von Abschriften Werke seines Onkels J. S. Bach nach Öhringen mitbrachte, so ergibt sich daraus die Forschungsfrage, in wieweit sich hieraus ein wesentlicher Strang süddeutscher Bach-Rezeption begründet. Wenn ein Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) in seiner Schrift Ideen zu einer Aesthetik der Tonkunst Bach und Händel als die größten deutschen Komponisten des 18. Jahrhunderts preist und Schubart aus Obersontheim stammt (15 km von Schwäbisch Hall entfernt), dann wäre es sehr verwunderlich, wenn er nicht Kontakt mit Joh. Heinrich Bach in Öhringen gehabt hätte.

(Siehe dazu: Andrea Dubrauszky: Johann Sebastian Bachs Ohrdrufer Schulzeit (1695–1700) in Dokumenten des Hohenlohe-Zentralarchivs Neuenstein. Zur Frage der Prägung Bachs durch diese Zeit und deren Auswirkung auf sein kompositorisches Schaffen. Geplante Veröffentlichung: Verlag J. H. Röll, Ende 2023)

CB