Geminiani, Francesco

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Francesco Geminiani wurde 1687 in Lucca geboren. Seinen ersten Violinunterricht erhielt er vermutlich von seinem Vater Giuliano, einem Violinist an der Cappella Palatina in Lucca. Als seine weiteren Lehrer werden Arcangelo Corelli, Alessandro Scarlatti und Carlo Ambrogio Lonati (Lunati) genannt. Nähere Daten sind zu Geminianis Ausbildung nicht vorhanden. 1706 ging er als erster Geiger an das Teatro dei Fiorentini in Neapel, von 1707 bis 1709 übernahm er die Stelle seines Vaters in Lucca.

Im Jahr 1714 verließ Geminiani Italien und ging nach England und Irrland, insbesondere London und Dublin. Unter seinen Förderern befand sich auch Baron Johann Adolf Kielmansegge (1668–1717), dem der Komponist die Violinsonaten op. 1 (1716) widmete. Erfolg erzielte er auch durch die Aufführung einiger Concerti grossi (später als op. 2 und 3 herausgegeben). In London verblieb er zehn Jahre und war dort auch Gründungsmitglied der Philo-Musicae et Architecturae Societas, einer Freimaurergesellschaft, die die Drucklegung seiner Werke förderte. Mit Georg Friedrich Händel führte Geminiani Violinkonzerte auf. Ab 1732 reiste er viel zwischen Paris, London und Dublin hin und her, um seine Drucklegungen zu betreuen und um zu Konzertieren. Seine letzte Anstellung hatte Geminiani in Irrland in Coothill als maestro di musica bei Charles Coote (später Count of Bellomont). Er verstarb 1762.

Geminiani war Violinvirtuose, Komponist, verübte geachtete Lehrtätigkeit, war Herausgeber diverser Traktate und sorgte zeitweise durch Kunsthandel für seinen Lebensunterhalt. Er komponierte zahlreiche Concerti grossi, Violin- und Violoncellosonaten, Collections of pièces de clavecin. Zu seinen Traktaten zählen Rules for playing in a True Taste op. 8 (ca. 1748), A Treatise of Good Taste in the Art of Musick (1749), The Art of Playing on the violin op. 9 (1752), Guida Armonica op. 10 (ca. 1752) sowie L’Art de bien accompagner du clavecin, Paris 1754 – erweitert London um 1756.

In seinen Traktaten Rules for playing in a True Taste und A Treatise of Good Taste beschreibt Geminiani die korrekte Anwendung von Trillern, Mordenten, Doppelschlägen, Crescendi und Diminuendi, deren richtige Ausführung für ihn eine notwendige Voraussetzung darstellten, daß eine Komposition den Zuhörer bewegt.

Quelle: Enrico CARERI, Art. Geminiani, Francesco Saverio, Biographie in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, New York, Kassel, Stuttgart 2016 ff., zuerst veröffentlicht 2002, online veröffentlicht 2016. URL [09.03.2023].

Aus: Francesco GEMINIANI: The Art of Playing on the violin op. IX, London 1751. Facsimile Edition with an Introduction by David D. Boyden, Oxford University Press Music. URL [09.03.2023].

Geminianis Traktate sind nicht rein instrumentenspezifisch gehalten, sondern betrachten die Anweisungen stets aus der Perspektive des richtigen Umgangs mit Musik im Allgemeinen. Das Vorwort zu seiner Violinschule beginnt mit den Worten: »Die Absicht der Musik ist es nicht nur, das Ohr zu erfreuen, sondern Gefühle auszudrücken, die Vorstellungskraft anzuregen, den Geist zu beeinflussen und die Leidenschaften zu beherrschen.«

Abb.: Francesco Geminiani, The Art of Playing on the violin, London 1751, Vorwort des Komponisten.

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