Frankreich – Deutschland

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Gottfried Silbermann ging bei seinem älteren Bruder Andreas in Straßburg ab 1702 in die Lehre und übernimmt dort vertretungsweise auch die Werkstattleitung (siehe Glossar: Deutschland – Frankreich). Ab 1710 kehrt er nach Freiberg zurück. Um sein Können als künftiger Bewerber zum Bau der dorti- gen Dom-Orgel unter Beweis zu stellen, baut er 1711 sein Opus 1 in seiner Heimatstadt Frauenstein. Die Freiberger Dom-Orgel wird dann sein Opus 2. Sie bringt erstmals die Kennzeichen der klassischen französischen Orgel nach Sachsen. In den folgenden Jahren entwickelt Gottfried Silbermann einen Or- geltypus eigener Prägung. Er kann als ein deutsch-französisch-italienischer Mischtypus und somit als Prototyp einer europäischen Orgel angesehen werden (Glossar: Europäische Orgel).

Das französische Merkmal ist insbesondere Rohrflöte (Bourdon) und Cornet im Hauptwerk sowie Silbermanns Denken in »Zügen« (Sifflet-Zug, Nassat-Zug etc.; Glossar: Registrieranweisung); das italienische Merkmal ist die principalische Spitze der Teiltöne 4, 6 und 8 (2′, 1 1/3′, 1′) als Elemente des Ripieno; das deutsche Element zeigt sich in Registern wie Quintatön 8′ oder der Ausstattung der Register Posaune 16′ oder Trompete 8′ nicht mit französischen, sondern mit deutschen Kehlen.

Die erste rechtsrheinische Orgel aus der Straßburger Silbermann-Werkstatt errichtet Johann Andreas Silbermann 1752 in der Benediktinerkirche in Villingen. Bereits vor 1737 konkurrieren Gabler und Silbermann im Zuschlag des Orgelbaus im Kloster Weingarten. Gabler erhält den Zuschlag und vollendet seine Orgel dort 1750. Der Abt des Klosters Weingarten äußert sich, nachdem er die Orgel J. A. Silbermanns in Villingen gehört hatte, sinngemäß so: …wenn er gewußt hätte, dass die Orgel Silbermanns eine ungleich größere Force mache, so hätte er Silbermann gewählt…

Riepp erlernt zunächst in Ottobeuren den oberschwäbischen Klangstil. Ab 1731 im bildet er sich im unmittelbaren Umfeld von Andreas Silbermann weiter und darf sich ab 1747 »Facteur d’orgue du Roy« nennen. Zu Riepps Schülern zählt Johann Nepomuk Holzhey. Seine monumentale Orgel in Neresheim zeigt französischen Stil (Zungen, Cornet, Echowerk), deutschen Stil (Grundlabiale als Unterscheidliche, Terzmixturen); und italienischen Stil (Prinicipal-Schwebung). Der spätere Stil eines Eberhard Friedrich Walcker lässt sich aus solchen Stilelementen nahezu bruchlos ableiten. Insofern ergibt sich eine gedankliche Reihung Silbermann – Riepp – Holzhey – E. F. Walcker.

CB