Innovation

Innovation als Element der Orgellehre

Sind Orgel-Lehrende auch Forschende?

In der deutschen Hochschullehre begegnet man einer Trennung in Wissenschaft hier, Kunst dort. Dass Orgellehre zu beiden Ebenen mannigfach Berührung hat, versteht sich im Grunde von selbst (siehe Digitale Orgellehrbibliothek DOLB). Doch gibt der Gesetzgeber hierfür keinen geeigneten Rahmen.

Würde man unter Musikhochschulen und deren Orgelbereichen eine Umfrage starten, um jeweilige Innovationen zu ermitteln, könnte man möglicherweise durch Antworten überrascht sein: Ja! Durch Innovation definiert sich unsere Arbeit / Innovation – warum? Wozu? Wir erteilen einen künstlerischen höchstwertigen Orgelunterricht – das muß doch genügen!

Im Aufriss der DOLB (siehe Digitale Orgellehrbibliothek) wird deutlich, wie sehr die Orgellehre – wie alle Bereiche von Kunst und Wissenschaft – durch Sichtweisen geprägt war, ist und künftig sein wird. Divergierende Aspekte machen Diskurs erforderlich. Hinter jedem Diskurs verbergen sich Forschungsfragen. Werden Forschungsfragen formuliert, dann wird dem, was so noch nicht existent ist, eine Bahn bereitet. Dies ist Innovation.

Hochschule, Universitas und Diskurs gehören untrennbar zusammen. W-Worte sind dafür der Ausgangspunkt: Wer? Wann? Wo? Wie? Weshalb? Wozu? Wohin führt das? Oftmals existieren dazu bereits Antworten, doch sind diese auch zuverlässig? Hier beginnt Recherche. Wo Zweifel angebracht sind, beginnt Forschung; daraus folgt Diskurs; daraus ergibt sich immer auf’s Neue eine Form der Innovation.

Die Geschichte der ›Musik im Abendland‹ (Eggebrecht) ist eine einzige Immer-wieder-Neuwerdung. Man wird nicht falsch liegen, wenn man sagt, dass sich hier jede nächste Generation einbrachte und auf Neues hinwirkte, sei es im Kleinen oder im Großen.

So meine ich: Innovation bedeutet die Bereitschaft zum Hinterfragen. Hinterfragen muß nicht zwangsläufig in Revolution münden, denn es kann sich beim Hinterfragen auch etwas bestätigen.

Doch eines scheint gewiss: Ohne Innovation keine Lebendigkeit. Damit steht ›Lehre‹ stets am Scheideweg: Genügt sie sich selbst oder sieht sie Bedarf am Diskurs? Ich meine: Letzteres tut Not, damit Lehre der Lebendigkeit verpflichtet bleibt [Christoph Bossert].