Persönliche Anmerkung

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Christoph Bossert, März 2023

Persönliche Anmerkung:

Wenn mir zu derartigen Ausführungen in den vergangenen Jahrzehnten Kritik widerfuhr, dann wurde mir, soweit ich sehe, in der Sache kein Irrtum nachgewiesen, sondern die Kritik war positivistisch motiviert und zielte auf den Mangel an faktischen Beweisen – die es freilich im Feld musikalischer Analyse und der Frage nach Sinnstiftung höchstens ausnahmsweise geben kann – oder sie war allgemeiner, pauschaler Art und leider allzu oft polemisch.

…und wissen Sie, was Sie am Ende mit ihrer Analyse tun: Sie töten die Musik!

Plausibel und sachlich begründete Kritik ist mir als Basis für einen Diskurs willkommen. Doch muß in diesem Diskurs Gerechtigkeit herrschen: Wenn ich meine Dinge darlege, möchte ich davon ausgehen können, dass man sich den zugrunde liegenden Notentext vergegenwärtigt und sich auf dieser Basis Zeit genommen hat, um sich die Herausforderungen solcher Texte zu vergegenwärtigen. Genau dies, nämlich die Vergegenwärtigung von textbasierter Herausforderung, führte mich auf jene Pfade, die mich methodisch zum Junktim aus

a musikalischer Analyse und

b Fragen der Sinnstiftung

gelangen ließen. Wie kann ich dann dem Vorwurf begegnen, ich würde nun mein Denken in den jeweiligen Gegenstand hineininterpretieren und Bach – oder wer auch immer – sei dafür meine Projektionsfläche?

Meine Antwort hierzu richte ich – pars pro toto – an Beispielebenen aus und meine Antwort gliedert sich in drei Teile:

1 Bitte prüfen Sie anhand meiner Ausführungen zu Bachs erstem großen kompositorischen Kompendium, das die Musikwissenschaft Choräle von Johann Sebastian Bach aus der Neumeister-Sammlung nennt – ich nenne sie 36 Choräle – die Methodik und die musikalische Substanz meiner Argumentation und bitte prüfen Sie, auf welche Weise ich auf Basis dessen zu theologischen Aussagen komme.

2 Bitte prüfen Sie anhand einiger Kurzfeatures, ob auch Sie meiner Darlegung eines musikalischen Zusammenhangs zwischen Stücken aus den 36 Chorälen und Stücken aus Teil 1 von Bachs Werk Das Wohltemperirte Clavier folgen können und ob daraus für Sie Zustimmung erwachsen kann.

3 Mir ist innerhalb von Teil 1 in Bachs Das Wohltemperirte Clavier die Fuga a-Moll zu einem maximalen Zentralstück geworden. Bitte prüfen Sie, welche Aussagen ich darin zu den Takten 59 (Alt) und Takt 62 (Diskant) mache und vollziehen Sie für sich nach, welche Besonderheit darin der Verlauf im Alt ab Takt 58 zeitigt. Vielleicht können Sie mir aufgrund der Anschauung, die S i e dazu gewonnen haben, dann zustimmen, wenn ich das, was dort vorliegt, methodisch als eine Herausforderung begreife. Vielleicht können Sie mir auch zustimmen, wenn ich in Folge dessen zu Folgerungen vom Grundsatz her vordringe. Und vielleicht können Sie mir auch darin folgen, dass daraus für mich auf phänomenologischer Basis – also durch Beobachtung gewonnene – Weiterführungen bis hin zur Kunst der Fuge möglich werden. Dies führt mich dann insbesondere zur Wahrnehmung von Regelbrüchen in Bachs Komponieren. In diesen Regelbrüchen erkenne ich kompositorische Absicht und nenne sie daher Herausforderungen. Dies zieht wieder Fragen des Warum als Fragen der Sinnstiftung und der Sinnermittlung nach sich. Daraus resultieren Fragen nach der Motivation des Komponisten in Wechselwirkung zum Erkenntnisvermögen des Betrachters. Genau hier sind wir dann im Feld der Hermeneutik angelangt.

Einmal gab mir ein befreundeter Musikwissenschaftler den Hinweis, ich würde oft sehr apodiktisch argumentieren. Er riet mir, ich soll es deutlicher als meine Meinung kennzeichnen. Dieser Hinweis ist mir wertvoll, doch wie soll ich ihn umsetzen … könnte … sollte … müsste…?

Zu den Filmen können Sie gerne Ihre Meinung artikulieren – darüber freuen wir uns! Schreiben Sie uns bitte unter dieser Mail-Adresse.

Im Rahmen von DVVLIO werden wir ein Diskussionsforum anbieten. Wir freuen uns, wenn Sie sich daran beteiligen und laden Sie herzlich dazu ein!

Bleiben Sie uns auf den Versen!

Haec si contingunt quae gaudia coelis

!